Historisches zur Kirche St. Johannes zu Toestrup
Eine Gebäudegruppe südlich des Dorfes Oersberg, bestehend aus der vom baumumstandenen Friedhof umgebenen Kirche, dem über 200 Jahre alten Reetdachpastorat mit Gemeindehaus und Küsterhaus sowie dem Dorfkrug bildet den Rest des 1231 genannten und um 1600 zugunsten des Gutes Toestorf niedergelegten Dorfes Toestrup.
Die Kirche in Toestrup gehört nicht zu den ältesten Dorfkirchen in Angeln, doch ist sie wahrscheinlich schon gegen Ende des 12.Jahrhunderts aus Feldsteinen errichtet worden. Ursprünglich war sie wohl nur eine Kapelle, der erst später Parochialrechte(Gemeindekirchenrechte) beigelegt wurden. Urkundlich erwähnt wird sie erstmals im Jahre 1305; als Gemeindekirche erscheint sie 1409 in dem Jahr, in dem auch das Kirchspiel Toestrup in den Urkunden genannt wird. Laut Inschrift auf einer alten Glocke, die um 1499 gegossen wurde und im Jahr 1630 gesprungen ist, war die Kirche Johannes dem Täufer geweiht. Die Kirche ist weiß gestrichen, z. T. verputzt und besteht aus Rechteckschiff und eingezogenem Kastenchor. Ein kleines romanischen Rundbogenfenster in der Ostwand des Chores ist noch erhalten. 1792 wurde die Kirche durch einen Anbau eines Faches an der Westseite erweitert. Da diese Erweiterung nur ein kleines Fenster für die Empore besaß, war der Raum darunter sehr dunkel. Die Südertür, die früher als Haupteingang gedient hatte, war schon vor 1792 vermauert. In dem Bogen darüber wurde ein kleines Fenster eingebracht. Der Eingang war jetzt an der Nordseite durch das Vor- oder Frauenhaus. Aus diesem Vorhaus trat meine eine Stufe in die Kirche hinab. Durch einen breiten Quersteig und 2 schmalere Längssteige wurden 3 Reihen Stände gebildet. Die Männerstände befanden sich an der südlichen Mauer, die Frauenstände in den 2 anderen Reihen, vom Quersteig bis zum Altar. An der südlichen Mauer im Chorraum waren Stände für den Pastor, den Lehrer und den Küster, an der nördlichen Mauer die Stände für Drült, Toestorf, Schrün, den Wirt von Arrild und Asmus Petersen aus Wittkiel. Die Restauration von 1859 war die durchgreifendste in der Geschichte der Kirche. Sie gab ihrem Innenraum eine neue, viel freundlichere Gestalt. Das Leichen- und Frauenhaus wurde abgebrochen und der Haupteingang an die Westseite verlegt. Von hier aus führte nun ein breiter Mittelgang durch das Kirchenschiff bis zum Altar. Die nördliche Empore wurde beseitigt und ein größeres Fenster angebracht. Außerdem wurden durch den Bauinspektor Meyer die heutigen großen Spitzbogenfenster, vielleicht angeregt durch das spätgotische Fenster in der Nordwand des Chores, eingebaut. In die bereits 1792 zugleich mit einer geringfügigen Westverlängerung neu aufgeführte Westwand ließ er als Ersatz für die damals vermauerten romanischen Seitentüren ein neues Hauptportal einbauen. Seine heutige Rundbogenform mit Backsteinrahmung erhielt es bei der Renovierung 1946-48.
Das Tympanon
Das Bogenfeld über dem Eingang füllt seit 1998 ein Tympanonrelief aus Sandstein. In elementarer Knappheit hat der Bildhauer Ulrich Lindow die Taufe Christi durch Johannes, dem Namenspatron der Kirche, unter dem Regenbogen, begleitet von den Abendmahlssymbolen Weinstock und Ähren dargestellt.
Der Altar
Der 1948 aus Klostersteinen aufgemauerte Altar trägt einen lange Zeit abgestellten spätgotischen Aufsatz, den ein unbekannter Schnitzer aus dem Umkreis des bedeutenden Lübecker Bildhauers Claus Berg um 1520 schuf. Den Schrein füllt eine figurenreiche Kreuzigungsszene mit höchst lebendig gestalteten Personengruppen, in den Flügeln stehen die zwölf Apostel. Altarschrein und Flügel,sind je aaus einem Eichenklotz herausgearbeitet. Die bärtige Figurmit Lanzeunter dem kreuz des Schächers zur Rechten ist wahrscheinlich ein Selbstbildnis des Künstlers, dessen namen wir nicht kennen.Bis zum Jahre 1817 diente dieses Schnitzwerk als Altarbild. Beim Bau der Orgel in 1817 wurde es entfernt und auf dem Kirchenboden abgestellt. An seine Stelle trat ein Altarbild, das nach Vorbild Leonardo da Vincis die Einsetzung des Abendmahles darstellte. Es wurde von einem Malerr Goos geschaffen und der Kirche geschenkt vom damaligen Pastor Friese, seiner Schwester, dem Küster Detlev desler, dem uhrmacher Claus Hinrich hansen und dessen Sohn Friedriech Adolf Hansen, dem nachfolger auf dem besitz Schrün. 1859 ließ der damalige Besitzer von Drült, Wulf v. Rumohr, auf eigen kosten den Schnitzaltar renovieren und an der Nordseite des Kirchenschiffes anbringen. Einige Jahre nach der Renovierung im Jahre 1909 wurde ein anderes Schnutzwerk als Altarbild aufgestellt, das von einem aus Stangheck gebürtigen Bildschnitzer Hansen in Kiel gefertigt worden war. Auch hier war die Kreuzigung dargestellt, aber nur mit 8 Figuren und den 4 Evangelisten in den Seitennischen. Im Jahre 1948 wurde dieses Schnitzwerk zusammen mit dem Abendmahlsbild wieder entfernt und der alte Schnitzaltar wurde auf dem neu aufgemauerten Altartisch aufgestellt.
Die Kanzel, das Kirchenschiff, die Orgel
Die Spätrenaissancekanzel von 1620-30 zeigt in den Brüstungsfeldern Reliefs der Kreuzigung und der vier Evangelisten. Die 5 größeren Felder sind früher mit auf Holz gemalten Bildern geschmückt gewesen; darauf deuten die Inschriften auf den 5 unteren, kleineren Feldern hin. Später wurden sie wahrscheinlich übermalt. Als 1893 der Gutsbesitzer von Toestorf, Christ Detlev Birck, zusammen mit seiner Frau die 10 geschnitzten Tafeln der Kirche schenkte, wurden die alten Bilder abgenommen und diese tafeln zieren jetzt die kanzzel. Zugleich wurde die Kanzel nebst Schalldeckel braun lackiert.
Mit der Sanduhr von 1725 konnte die Länge der Predigt bemessen werden. Einige der bei der Renovierung 1946-48 entfernten Kunstwerke sind nach und nach auch dank der zur Restaurierung nötigen Spendenbereitschaft der Gemeinde in den schönen Raum zurückgekehrt. So schwebt über dem modernen Taufstein von 1964 wieder der 1759 von dem Bildhauer Marchalita geschaffene barocke Taufengel. An der Nordwand erhielt der 1909 geschenkte neugotische Altaraufsatz vom Schnitzer Hansen, Stangheck, seinen Platz.
Die festlichen neugotischen Kronleuchter mit kleinen Marienfiguren, ursprünglich für das Kieler Schloss geschaffen und durch den Hofmarschall von Rumohr nach Toestrup überwiesen, beleuchten wieder das Kirchenschiff. Schließlich konnte 2000 der Rest eines der wenigen in Schleswig-Holstein noch erhaltenen gotischen Sakramentshäuser neben dem Altar aufgestellt werden. Der aus einem Stamm geschnitzte, von vier Giebeln gekrönte Holzschrein diente im Mittelalter der Aufbewahrung der geweihten Hostien.
Die Orgel auf der 1859 für die Stühle der Güter Drült und Toestorf erneuerten Westempore baute die Werkstatt Marcussen, Apenrade, 1877 als Baunummer 109 mit spätklassizistischem Prospekt. Durch die neue orgel musste die treppe zur Empore verlegt werden, da sie breiter als die alte Orgel ist. Die treppe wurde dort angebracht, wo früher die Sakristei war; diese musste nun unter dem orgelboden zurückversetzt werden. Im Oktober, zum Erntedankfest, wurde die orgel dann eingeweiht.
Der Eingangsraum ist seit 1954 würdige Gedenkstätte für die Toten des 2. Weltkrieges, deren Namen auf einer wandhohen Holztafel verzeichnet sind.